Museum Folkwang Neue Galerie, Essen
Die abstrakten, geometrischen Formen in den schwarz/weiß Fotografien von Laib haben Bezüge zu bestimmten „Figuren”, deren Symbolgehalt sich unmittelbar erschließt. Die Aufbewahrung des Blütenstaubs in Gefäßen, die Verteilung des Reises auf indischen Messingschalen erinnern an gewisse Riten, die ungefüllten Milchsteine besitzen eine Formverwandtschaft zu altchristlichen Altarmensen, die Reishäuser und die Bienenwachsschiffe nehmen durch ihre maßstäbliche Reduzierung Bezug auf mittelalterliche Reliquienschreine. Damit wird deutlich, dass sich Fotografien als häufig auftretende architektonische Leitmotive (Stupas, Pyramide, Treppen, Gräber, Pagodas, Mauern, Altäre) wie auch deren Symbolgehalt von Laibs plastische Formsprache nahezu gleichrangig sind. Erst nach solcher Wahrnehmung der Fotografien schlagen sie vom Herkömmlichen in das ‚Andere’ um. Das „Andere” bindet sich im Kunstkontext an ein Denken, das nach Innovation im Verständnis und Sehen verlangt.
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Wolfgang Laib